Wand streichen mit scharfen Kanten

Der Alltag kann manchmal ganz schön grau sein. "Warum dann nicht auch meine Wand?" Wo Grau im Alltag eher für triste Aussichten steht bringt es an der Wand richtig Farbe und Atmosphäre in den Raum. Das schafft natürlich auch jeder andere Farbton. Bei mir ist es so, wenn ich einen Raum betrete und Farbe an der Wand sehe, merke ich, die Person hat sich über den Raum Gedanken gemacht und schafft ein ganz neues, individuelles Raumklima. Meistens gehen damit Gemütlichkeit und Wärme einher. Aber Farbe kann noch viel mehr. Sie kann Räume beispielsweise impulsiv, verspielt, mysteriös, glamourös oder urig wirken lassen ohne Platz zu verbrauchen. Meiner Meinung nach kann jeder Raum Farbe vertragen. Nur nicht übertreiben, sonst rastest Du irgendwann aus!

Wie hab ich es gemacht? Mein Zimmer ist schon relativ voll mit Möbeln. Daher habe ich mich entscheiden lediglich eine der vier Wände zu streichen um einen Kontrast zu den sonst weißen Wänden zu setzen. Um optisch nochmal einen draufzulegen finde ich einen sogenannten Fries richtig gut. Klingt jetzt wahrscheinlich aufwendig, beinhaltet aber lediglich, dass die Ränder der Wand abgeklebt werden. Und hier kommt der Gamechanger, denn mit Acryl ziehst Du messerscharfe Kanten. Dazu gleich mehr. Was braucht man also:

Materialliste

  • Malervlies zum Schutz des Bodens. Die Länge hängt von der Wand ab die Du streichen möchtest. Bei der Breite habe ich 1 Meter gewählt. Das reicht eigentlich völlig aus. 
  • Kreppband um alles abzukleben, wo keine Farbe drankommen soll. Entweder direkt an die Kante zu den anderen Wänden. Oder, wie bei mir, um den Fries abzukleben. Ich habe ein 5 cm breites Kreppband benutzt.
  • Eine Kartusche Maleracryl. Das reicht in der Regel für jedes Vorhaben. 
  • Acryl-Pistole, sonst wird es anstrengend eine schöne Wurst zu legen.
  • Farbe Deiner Wahl. Hier sind keine Grenzen gesetzt. Ich habe mich für ein warmes Grau entschieden. Für einen Quadratmeter reichen ungefähr 200 ml. Hängt ein bisschen von dem Untergrund ab. Für Raufasertapete aber ein guter Wert. Ich habe gut 1,5 Liter für 8 Quadratmeter gebraucht.
  • Abtropfschale benötigst Du, wenn der Eimer relativ klein ist, z.b. 2,5 Liter. Wenn Du einen größeren Eimer mit Farbe hast, dann kannst Du auch ein Abtropfgitter nutzen und es in den Eimer stellen.
  • Farbrolle, die groß genug ist. Meine Farbrolle ist 25 cm lang. Damit schafft man gut was weg und Du musst dir keinen Wolf rollen. Optional kannst du für kleine Stellen eine kleine Rolle oder einen Pinsel nutzen. Ebenfalls optional ist eine Teleskopstange, wenn Du hohe Decken/Wände hast. 

Step I: Die Vorbereitung

Klar erstmal alles wegräumen, was im Weg steht und Gefahr läuft, Farbe abzukriegen. Dann das Malervlies vor der Wand auslegen und unten an der Fußleiste oder Boden festkleben. Alternativ geht auch Malerfolie oder -papier. Jetzt habe ich den Fries abgeklebt. Dabei darauf achten, dass sich eine gerade Kante ergibt und nicht schräg verläuft oder sich Ecken bilden. Mein Tipp: An einer Ecke der Wand starten und das Kreppband in einer langen Bahn erstmal leicht andrücken. Wenn es passt, die vordere Kante mit dem Finger kräftig nachziehen. Zur Hilfe kannst Du kleine Hilfslinien/Markierungen machen. Jetzt kommt das Maleracryl ins Spiel. Damit versiegelt man quasi die Kante des Kreppbandes, sodass die Kante ganz sauber wird. Wirklich ein Gamechanger. Dazu nimmst du die Kartusche mit Maleracryl, schneidest oben die Verschlusskappe auf und schraubst den daran befestigten Aufsatz fest. Jetzt nur noch die Kartusche in die Acrylpistole und Du bist ready-to-go. Wie auf dem Bild trage das Acryl in einer möglichst gleichmäßigen nicht zu dicken Wurst auf die Kante des Kreppbandes auf. Bei mir ist diese schon fast zu dick. Dies machst Du rundherum. Als Nächstes ziehst du mit dem Finger über die Wurst. Achte darauf, dass das Acryl die Kante des Kreppbandes überall verschließt und ganz glatt gezogen ist. Wenn Dir Deine Finger zu wertvoll sind, gibt es auch dafür Werkzeug, naja. Das aufgebrachte Acryl muss nicht aushärten. Im Gegenteil, wenn ihr damit durch seid, solltet ihr zeitnah mit dem streichen beginnen. 

Step II: Streichen

Jetzt gehts los. Wenn eure Farbe schon länger stand, dann am Besten einmal durchrühren. Meine ist ganz frisch. Danach Farbe in die Abtropfschale füllen oder Gitter in den Eimer stellen. Wie man jetzt die Farbe an die Wand bringt gibt es 1000 und eine Weisheit. Ich bin kein Malermeister aber bisher immer zufrieden mit dem Ergebnis gewesen und keiner hat sich beschwert. Deshalb hier ein paar Erfahrungswerte. Erstmal brauchst Du, wenn die Wand bereits farbig ist, nicht erst weiß drüber streichen, sondern kannst direkt Deine Farbe streichen. 

Ich feuchte die Rolle ein bisschen an, dann nimmt sie die Farbe besser auf. Du brauchst die Rolle nicht komplett in die Farbe eintauchen aber gut vollziehen lassen. Hier nicht sparen. Dann die Rolle oben an der Wand ansetzen und ganze Bahnen bis ganz nach unten ziehen und wieder hoch. Ohne viel Druck abrollen und ein paar Mal über die Bahn ziehen. Nicht die Rolle über möglichst viel Fläche rollen bis sie trocken ist.

Dann wieder neue Farbe und nächste Bahn. So gehts weiter bis Du die ganze Wand gestrichen hast. Bei den Rändern empfiehlt es sich, ein bisschen langsamer abzurollen, dann spritzt es nicht so stark. 

Ob Du ein zweites Mal drüber streichen musst, hängt von deiner Wand und Farbe ab. Dunkle Farben brauchen eher ein zweiten Durchgang. Ihr könnt beim Kauf auch auf die Deckkraftklasse achten. Da gibt es 1 -3, wobei 1 am Besten deckt. Ahja nicht vergessen das Kreppband abzuziehen. Ihr könnt das schon abziehen, wenn die Farbe noch nicht trocken ist. Bei Latexfarben ist das sogar notwendig, sonst blättert die Farbe hässlich ab. Jetzt siehst Du auch, wie scharf Deine Kanten geworden sind. 

Das Gefühl, wenn man das Kreppband abzieht und sich eine einwandfreie Kante auftut, ist richtig belohnend. Jetzt alles aufräumen und die Wand neu in Szene setzen. Ich liebe diese Momente, wenn eine eigentlich so bekannte Szenerie ein ganz neues Bild ergibt. So wird es nie langweilig. Achso, wer die Malerutensilien auswäscht, freut sich beim nächsten Projekt nochmal. Langlebigkeit ist nachhaltig. Ich bin voll zufrieden mit dem Ergebnis.

Viel Erfolg bei Deinem Farbprojekt! Lass uns gerne hier in den Kommentaren oder auf Instagram von Deinem Ergebnis wissen. Welche Farben feierst Du?